Straßenwahlkampf 2021
Aufforderung zu mehr Toleranz und aktiver Diskussionsbeteiligung
Sehr geehrte Damen und Herren,
der Wahlkampf ist nun, mit der offiziell freigegebenen Plakatierung, auch im öffentlichen Raum und konkret im Straßenbild angekommen. Worauf die jeweilige Basis sowie die Spitzen aller Parteien lange hingearbeitet haben, wird nun mit viel Engagement von Einzelpersonen nach außen getragen.
Mit viel Elan wurde in Memmingen am Samstag ab 18 Uhr von vielen Parteien der Startschuss zur Plakatierung eifrig genutzt. In Windeseile wurde das Stadtbild ergänzt, mit mehr oder weniger gelungenen Botschaften und Portraitbildern. Im sportlich-politischen Wettstreit wurden Laternen und Masten erklommen und versucht, gezielt die Botschaften der Konkurrenz mit eigenen Wahlslogans zu entkräften. Ob die Botschaften überhaupt vom Wahlvolk wahrgenommen oder Stimmen über die Plakatierung gewonnen werden können, ist dabei für uns als Wahlkämpfer völlig ungewiss. Der Zeiteinsatz, die Arbeitsleistung, der vergossene Schweiß und die Ameisenattacken werden geleistet und ertragen, allein durch eine intrinsische Motivation, die für Außenstehende oft nur, wenn überhaupt, mit Kopfschütteln wahrgenommen wird.
Um so ärgerlicher ist es dann, wenn wie Samstag Nacht geschehen, sorgfältig befestigt und platzierte Plakate abgerissen und zerstört werden. Einige FDP Plakate am Schrannenplatz wurden dabei schwer demoliert und andere abgerissen und in den Stadtbach geworfen. Neben der unfachmännischen Entfernung und Entsorgung (auch dies sollte man Fachleuten überlassen, in diesem Fall uns!), ist in erster Linie der Mangel an Toleranz verstörend und enttäuschend.
Aus diesem Anlass möchten wir als FDP Memmingen folgende Wünsche für diesen und künftige Wahlkämpfe vortragen:
- Wir wünschen uns mehr Toleranz gegenüber Meinungen, welche von der oder den Eigenen abweichen. Es gehört zum demokratischen Diskurs nun mal dazu, Meinungen und Botschaften zu hören, welche nicht dem eigenen Weltbild entsprechen. Auch gehört es dazu, dass Werbung für die eigene Meinung gemacht werden darf. Wer dies durch eine Einzelleistung untergräbt, schließt sich und seine Position automatisch aus der Demokratie aus. Denn Demokratie zeichnet sich nicht durch die Dominanz einer Position, sondern durch den Kompromiss aus verschiedenen Standpunkten aus. Deswegen ist Demokratie ja auch immer in Bewegung und immer spannend!
- Wir wünschen uns aktive Diskussionen! Daher nutzen Sie als Wähler bitte das Angebot der Parteien, um sich direkt mit den Wahlversprechen und Weltbildern auseinander zu setzen. Die Wahlstände bis zum 26. September sowie zahlreiche Veranstaltungen in Präsenz wie Online geben dazu reichlich Möglichkeiten. Verschaffen Sie sich persönliche Eindrücke unterschiedlicher Kandidaten und legen Sie so den Grundstein für eine begründete Entscheidung. Wie nett jemand vom Plakat grinst, sollte dabei eher nicht das
entscheidende Kriterium sein, wobei das natürlich jedem selbst überlassen ist.
- Wir wünschen uns, dass die Mitte der Gesellschaft sich gegen die Ränder aktiv wehrt. Im Kommunalwahlkampf 2020 haben wir in Memmingen bereits erlebt, wie lautstarker Protest, den Diskurs stilllegen kann. Wie statt dem Austausch von Argumenten, nur ein Übertönen stattgefunden hat. Wenn also nun Wenige versuchen den demokratischen Meinungsbildungsprozess zu untergraben, müssen die Vielen aufstehen und das Recht einfordern, dass zunächst auch allen zugehört wird. Meinungen und Thesen welche für die Allgemeinheit grenzwertig sind, werden so mit Leichtigkeit entkräftet und demaskiert.
Das Fazit:Trauen wir uns gegenseitig mehr zu! Lasst uns uns gegenseitig zuhören, zu Wort kommen und auch versuchen zu verstehen, was die Anliegen und Motive sind. Wir sind alle ein Stück einer Gesellschaft. Jede und jeder kann für das Gelingen ihren und seinen Teil hierzu beitragen.
In diesem Sinne auf interessante und spannende Wochen bis zur Bundestagswahl 2021!
Mit liberalen Grüßen
Marco-André Fürst